Glossar
Begriff | Erklärung |
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Ablaut |
Unter ‚Ablaut‘ ist ein systematischer Vokalwechsel bei stammverwandten Wörtern zu verstehen, der grammatische oder andere semantische Unterschiede zum Ausdruck bringt, z. B. bei gehen – ging – gegangen. |
Affrikate |
Eine ‚Affrikate‘ ist die Verbindung von einem ‚Plosiv‘ und einem ‚Frikativ‘, z. B. pf. |
Alemannismus |
Ein ‚Alemannismus‘ ist ein sprachliches Merkmal der alemannischen Dialekte, die aus welchen Gründen auch immer in das Bairische Eingang gefunden hat, etwa im ‚bairisch-alemannischen Übergangsgebiet‘ im westlichen Nordtirol. |
Althochdeutsch |
‚Althochdeutsch‘ ist eine Sammelbezeichnung für die frühesten überlieferten deutschen Dialekte des Frühmittelalters (ca. 750–1050). |
Analogie |
‚Analogie‘ bezeichnet die lautliche Angleichung eines Wortes an ein anderes, ohne dass die beiden Formen grammatisch oder semantisch in Zusammenhang stehen müssen. |
Apokope |
Geht ein Vokal im Auslaut verloren, spricht man von ‚Apokope‘, z. B. Küch statt Küche. |
Assimilation |
Unter Assimilation wird die Angleichung eines Lautes an einen vorangehenden (‚progressiv‘) oder einen nachfolgenden (‚antizipativ‘) Laut verstanden. Diese Angleichung kann nur teilweise (‚partiell‘) oder zur Gänze (‚total‘) vollzogen werden. |
bairisch-alemannisches Übergangsgebiet |
Die Mundarten des westlichen Nordtirols weisen einige sprachliche Charakteristika des benachbarten Alemannischen auf, weswegen in diesem Zusammenhang von einem ‚Übergangsgebiet‘ gesprochen wird. |
Debukkalisierung |
‚Debukkalisierung‘ bezeichnet den Verlust der oralen Artikulationsstelle eines Konsonanten, wodurch dieser glottal, z.B. als [h], realisiert wird. |
Dental |
Ein ‚Dental‘ ist ein Konsonant, der an den Schneidezähnen gebildet wird, z. B. t, d. |
Diminutiv |
Unter einem ‚Diminutiv‘ ist jede Form einer Verkleinerung zu verstehen, z. B. Glasal, Glasl statt Glas. |
Diphthong |
Ein ‚Diphthong‘ ist ein Zwielaut, bei dem zwei verschiedene Vokale in einer Silbe verbunden werden, z. B. ai. |
Entrundung |
Verlieren ehemals gerundete Vokale ihre Lippenrundung, spricht man von ‚Entrundung‘. |
Fortis |
Unter ‚Fortis‘ versteht man eine härtere konsonantische Aussprache mit verstärktem Atemluftdruck und höherer Spannung der beteiligten Artikulationsorgane, z. B. bei den ‚Plosiven‘ p, t, k. |
Frikativ |
Ein ‚Frikativ‘ ist ein konsonantischer Reibelaut, der durch das Reiben des Atemluftstroms an verschiedenen Artikulationsstellen gebildet wird, z. B. f, v, s. |
Frikativierung |
Wird ein ‚Plosiv‘ zu einem ‚Frikativ‘, spricht man von ‚Frikativierung‘. |
Lenis |
Unter ‚Lenis‘ versteht man eine weichere konsonantische Aussprache mit leichterem Atemluftdruck und niedrigerer Spannung der beteiligten Artikulationsorgane, z. B. bei den ‚Plosiven‘ b, d, g. |
Liquid |
Ein ‚Liquid‘ ist ein konsonantischer Fließlaut. Das Deutsche kennt mit r und l zwei ‚Liquida‘. |
l-Vokalisierung |
Im Mittelbairischen und im Südmittelbairischen wird ein l im Silbenauslaut häufig zu einem vokalischen Schwa-Laut abgeschwächt, weswegen hier von einer ‚Vokalisierung‘ gesprochen wird. |
Metathese |
Unter ‚Metathese‘ wird allgemein die Vertauschung von zwei Lauten im gleichen Wort verstanden |
Mittelbairisch |
Die tendenziell innovativeren Mundarten des Bairischen entlang der Isar und der Donau werden ‚Mittelbairisch‘ genannt. In Österreich gehören Oberösterreich, Niederösterreich und das nördliche Burgenland zu dieser Dialektregion. |
Mittelgaumigkeit |
Unter einer ‚mittelgaumigen‘ Aussprache versteht man die Bildung von Vokalen im Zentrum des Mundraums. |
Mittelhochdeutsch |
‚Mittelhochdeutsch‘ ist eine Sammelbezeichnung für die deutschen Dialekte des Hochmittelalters (ca. 1050–1350). Historische Lautungsangaben beziehen sich meistens auf das Mittelhochdeutsche um 1200. |
Monophthong |
Ein ‚Monophthong‘ ist ein einfacher Vokal, dessen Qualität sich im Silbenverlauf nicht ändert, z. B. a. |
Nasalierung |
Unter ‚Nasalisierung‘ versteht man eine artikulatorische Abänderung eines Lautes, bei dem der Atemluftstrom zu einem Teil oder zur Gänze über den Nasenraum entweicht. |
oberösterreichische Beharrsamkeitsbrücke |
Das Kerngebiet Oberösterreichs, das südlich der Donau das Hausruckviertel und einige angrenzende Gegenden umfasst und nördlich der Donau das westliche obere Mühlviertel, wird als ‚oberösterreichische Beharrsamkeitsbrücke‘ bezeichnet. Diese Region verhält sich im Gegensatz zum restlichen Mittelbairischen sprachlich deutlich konservativer und bildet damit eine Brücke zwischen dem Südbairischen und dem Nordbairischen. |
obliquer Kasus |
Als oblique Kasus werden die gebeugten Fälle bezeichnet, die von Verben oder Präpositionen gefordert werden. Im Deutschen sind dies der Genitiv, der Dativ und der Akkusativ. |
Onset und Offset |
Als ‚Onset‘ und ‚Offset‘ werden die beiden Silbenränder eines Diphthongs bezeichnet, die jeweils durch einen Vokal repräsentiert werden, z. B. ai (a = Onset, i = Offset). |
Palatalisierung |
Unter ‚Palatalisierung‘ versteht man eine artikulatorische Abänderung eines Lautes, bei dem die Zunge an den vorderen Gaumen gehoben wird. |
Plosiv |
Ein ‚Plosiv‘ ist ein konsonantischer Verschlusslaut, der durch Blockade und Freisetzung des Atemluftstroms gebildet wird, z. B. p, b. |
Plosivierung |
Wird ein ‚Frikativ‘ zu einem ‚Plosiv‘, spricht man von ‚Plosivierung‘. |
Präfix |
Unter ‚Präfix‘ versteht man eine Vorsilbe, z. B. ge-gangen. |
Reduplikation |
Als ‚Reduplikation‘ wird die Verdoppelung von Elementen eines Wortes oder ganzen Wörtern bezeichnet. |
retroflex |
Von einer ‚retroflexen‘ Artikulation spricht man, wenn während der Lautbildung von dentalen bzw. alveolaren Konsonanten der Zungenrücken im Mund nach hinten gebogen wird und sich dem Gaumen annähert. Das ist gelegentlich bei Liquiden der Fall, wodurch etwa die Aussprache eines betroffenen r mit jener des Amerikanischen Englischen zu vergleichen ist. |
Rückbildung |
Unter ‚Rückbildung‘ versteht man eine vermeintliche oder tatsächliche Wiederherstellung einer historisch älteren Lautung. |
Rundung |
Die kreisförmige Lippenformung bei Vokalen wie o oder u wird als ‚Rundung‘ bezeichnet. |
r-Vokalisierung |
Im Mittelbairischen und im Südmittelbairischen werden r-Laute im Silbenauslaut häufig zu einem vokalischen Schwa-Laut abgeschwächt, weswegen hier von einer ‚Vokalisierung‘ gesprochen wird. |
Schwund |
Geht ein Laut zur Gänze verloren, ohne dabei seine lautliche Umgebung zu verändern, spricht man von ‚Schwund‘. |
Spreizungsgrad (Diphthong) |
Der ‚Spreizungsgrad‘ eines ‚Diphthongs‘ wird durch die artikulatorische Distanz von ‚Onset‘ und ‚Offset‘ bestimmt. Je unähnlicher sich die beiden Vokale sind, also je weiter entfernt voneinander sie gebildet werden, desto höher ist der Grad der Spreizung. |
Sprossvokal |
Ein ‚Sprossvokal‘ ist ein vokalischer Einschub, der der Ausspracheerleichterung von Konsonantenclustern dient, z. B. Milich statt Milch. |
Südbairisch |
Die tendenziell konservativeren Mundarten des Bairischen des Alpenraums werden ‚Südbairisch‘ genannt. Zu dieser Dialektregion gehören das mittlere Nordtirol, Südtirol, Osttirol, Kärnten und die Weststeiermark. |
Südmittelbairisch |
Das ‚Südmittelbairische‘ ist eine Übergangsregion zwischen dem innovativeren ‚Mittelbairischen‘ des Donauraumes und dem konservativeren ‚Südbairischen‘ des Alpenraumes. Es wird demnach vor allem im östlichen Nordtirol, Salzburg, weiten Teilen der Steiermark und im mittleren sowie südlichen Burgenland gesprochen. |
Suffix |
Unter ‚Suffix‘ versteht man eine Nachsilbe, z. B. gegang-en. |
Synkope |
Geht ein Vokal zwischen zwei Konsonanten im Wortinneren verloren, spricht man von ‚Synkope‘. |
Triphthong |
Ein ‚Triphthong‘ ist ein Dreilaut, bei dem drei verschiedene Vokale in einer Silbe verbunden werden, z. B. aie. |
Umlaut |
Unter ‚Umlaut‘ versteht man die historische Veränderung eines Vokals, die durch eine Angleichung an Folgesilben hervorgerufen wird, z. B. ahd. turi > mhd. türe. |
Umlautbeseitigung |
Im Bairischen wurden ehemalige ä-Umlaute meist sekundär wieder beseitigt, z. B. glāsl. |
Uvulares r |
Ein ‚uvulares r‘ wird am Gaumenzäpfchen gebildet. |
Velarisierung |
Unter ‚Velarisierung‘ versteht man eine artikulatorische Abänderung eines Lautes, bei dem die Zunge an den hinteren Gaumen gehoben wird. |
Verballhornung |
Unter ‚Verballhornung‘ versteht man ganz allgemein die bewusste oder unbewusste Verfremdung von Aussprache oder grammatikalischer Strukturen von Wörtern oder Phrasen, die dadurch eine neue Bedeutung bekommen. Das Phänomen ist eng verwandt mit ‚Volksetymologie‘ und ‚Analogie‘. |
Verdumpfung |
Unter ‚Verdumpfung‘ wird im Hinblick auf das Bairische die offenere und zentralere Aussprache eines historischen a-Lautes bezeichnet, die sich einem o annähert. |
verkehrssprachlich |
Unter ‚verkehrssprachlichen‘ Lautungen versteht man Aussprachegewohnheiten, die überregional in verschiedenen Mundartenregionen verwendet werden können, z. B. dahām statt dahoam. |
Volksetymologie |
Als ‚Volksetymologie‘ werden vermeintliche Zuordnungen von Wörtern zu anderen historischen Wörtern verstanden, die mitunter eine lautliche Angleichung zur Folge haben. |
Zungenspitzen-r |
Ein ‚Zungenspitzen- r‘ wird mit der Zungenspitze gebildet. |
FF